Der Schulwald der Stephanus Stiftung
Seit 2007 hat die Stephanus Stiftung einen eigenen Schulwald. Er umfasst mit 700 ha ungefähr die Fläche eines halben Forstrevieres und ist weit mehr als ein grünes Klassenzimmer. Die Stadtverordnetenversammlung, die Stadtverwaltung und die Stephanus Stiftung haben sich mit diesem Modell auf eine ganz neue, viel Vertrauen erfordernde Form der Zusammenarbeit eingelassen.
Dabei wurde die Idee 2005 aus der Not geboren. Wirtschaftliche und politische Schwierigkeiten zwangen zum Umdenken im Stadtwald und für eine naturverträgliche Waldwirtschaft mussten neue Wege gefunden werden. Dabei war das Arbeitsfeld im Herzen der Natur und direkt vor den Toren unserer Stadt überaus interessant und vielfältig. Wirklich wert, gezeigt und erklärt zu werden und wichtig für die Gestaltung unserer gemeinsamen Zukunft.
Und natürlich sind die Entscheidungen, die dort heute getroffen werden, von besonderer Bedeutung für künftige Generationen. Also für Kinder und Jugendliche von heute.
Was könnten denn Jugendliche und Kinder selbst im Wald leisten und was könnten sie lernen?
Wir durften diese Frage stellen und konnten sie so beantworten:
Sie könnten an allen natürlichen und betrieblichen Abläufen teilhaben und mitwirken. Davon ausgeschlossen sind nur gefährliche Forstarbeiten wie die Baumfällung oder Holzrückung.
Wenn man eine so grundsätzliche Beteiligung anstrebt, ist es besonders zielführend, die gesamte Verantwortung für einen eigenen Schulwald direkt an eine Bildungseinrichtung zu übertragen. Mit einem eigenen Förster dazu.
Den Rahmen zu diesem Projekt gibt ein Pachtvertrag zwischen der Stadt Templin und der Stephanus Stiftung. Er läuft bis 2031. Er sichert der Stadt Einnahmen aus ihrem Wald und macht es der Stephanus Stiftung möglich, für ihre Bildungsarbeit direkt und vielfältig auf diesen Grundbesitz zugreifen zu können. Zudem kann die Stephanus Stiftung die entstehenden Kosten für z.B. Fahrten, Kleidung oder Material durch ihre Waldarbeit finanzieren. Der Schulwald ist also ein Bildungsprojekt, das ohne Förderung oder andere Zuschüsse funktioniert und sich selbst finanziert.
Der Wald selbst profitiert von dieser Konstellation, denn mit Hilfe der im Laufe der Zeit über 1.000 mitwirkenden Kinder und Jugendlichen ist eine detailreiche, naturnahe Bewirtschaftung sehr gut zu machen.
Verantwortlich für die Durchführung und Koordination ist Schulförster Joachim Lange, der zu diesem Zweck mit dem Schulwald von der Stadtverwaltung an die Waldhofschule wechselte. Für seine Lehrtätigkeit erhielt er nach entsprechender Prüfung durch das Staatliche Schulamt eine unbefristete Lehrbefähigung. Und 2016 den Brandenburgischen Lehrerpreis.
„Mir ist diese Arbeit im Laufe der Zeit wirklich sehr ans Herz gewachsen. Sie hat so viele gute Verbindungen geschaffen zwischen den Dingen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Als Förster, der überzeugt ist, dass Vielfalt und Abwechslung in einem naturnahen, lebendigen Wald Grundvoraussetzungen für Stabilität und Wachstum sind, habe ich eine andere, gesellschaftliche Vielfalt an der Waldhofschule erleben dürfen. Beide ergänzen sich so gut!
Es macht Spaß, zu sehen, wie groß das Interesse am Lebendigen ist, wie einige Schüler/innen einen Besitzerstolz für ihren Wald entwickeln und wie selbstverständlich es für die allermeisten ist, dass die Bewahrung einer gesunden Umwelt wichtig für alle ist.“
Joachim Lange, Schulförster
Mit einem jährlichen Holzzuwachs von 7.500 Kubikmetern und einer jährlichen Holzerntemenge von mindestens 3.500 Kubikmetern wartet bei der Umsetzung einer naturgemäßen Waldwirtschaft einiges an Arbeit auf die Schulwäldler. Ungefähr 200.000€ werden jährlich im Schulwald umgesetzt.
Fahrschneisen, sog. Rückegassen, müssen markiert werden, die zu fällenden Bäume müssen gekennzeichnet werden. Holz und Saatgut wird verkauft, Pflanzen werden eingekauft und natürlich wird gepflanzt. Auf manche Berechnungen kann dabei nicht verzichtet werden. Was kostet eine Holzerntemaschine oder eine neue Spaltaxt?
Und es ist natürlich Rücksicht zu nehmen auf die Belange des Naturschutzes und der Erholung in der Kurstadt Templin.
Im Schulwald brütet seit vielen Jahren der Seeadler in einem uralten Waldbestand. Einige Kinder durften schon bei der Beringung der Jungvögel dabei sein. Moore und Brücher, Seen und ihre Ufer sowie wertvolles Totholz mit Pilzen und Insekten erfordern weitere Rücksichtnahme. Streuobstwiesen wurden angelegt. Für sein Engagement bekam der Schulwald 2019 den Brandenburgischen Naturschutzpreis verliehen.
Auch die Jagd spielt eine bedeutende Rolle, wenn es darum geht, nicht zu viel Wild im Wald zu haben, um die Waldverjüngung zu ermöglichen und das Wildfleisch als hochwertiges Lebensmittel zu vermarkten.
Wanderwege müssen erhalten und gepflegt werden. Unsere Besucher erwarten einen schönen Wald mit alten Bäumen.
Wirtschaften, Naturschutz und Erholung schließen sich nicht aus, aber erfordern aber ständige Kompromisse.
Dem gemeinsamen Ziel, die Nadelholzreinbestände des Schulwaldes zu einem gemischten und gestuften Wald mit wertvollem Holz umzubauen, sind alle Beteiligten schon ein gutes Stück näher gekommen. Über 800.000 Bäume wurden seit dem Beginn des Projektes schon gepflanzt.
„Der Unterricht im Schulwald umfasst ja viel mehr als nur das Arbeiten oder Lernen an frischer Luft. Es erfordert Hilfsbereitschaft und gegenseitigen Respekt. Nur im Team können wir eine gute Leistung erzielen! Wenn es kalt ist oder regnet, wenn uns die Hitze oder Mücken plagen, dann gehört auch Anstrengung dazu. Und jedes Mal, wenn wir etwas gemeinsam erreicht haben, gönnen wir uns auch Erholung oder eine kleine Belohnung. Eine gute Stimmung ist dabei ganz wichtig! Dann geht alles viel einfacher. Diese Erfahrungen sind wertvoll für das künftige Leben unserer Schüler.“
Matthias Bock, Koordinator der Berufsbildungsstufe
Für die Klassenkassen bietet sich die Waldarbeit ebenfalls an. In jedem Halbjahr können zwischen 2.000 und 5.000€ ausgezahlt werden. Ein willkommener Zuschuss für Ausflüge oder Klassenfahrten.
Die Schüler der Berufsbildungsstufe, die mehrmals ganztägig in der Woche im Wald arbeiten, finanzieren sich so selbst jedes Jahr eine einwöchige Fahrt, die meistens nach Dänemark in ein Ferienhaus führt.
Nebenbei erleben und erlernen die Kinder und Jugendlichen die Jahreszeiten oder entdecken auf eigene Faust vieles, was sich nicht planen lässt, aber trotzdem willkommen ist: eine Blindschleiche im Laub, einen Laubfrosch, der oben aus einem Baum quackt oder das der oder die Mitschülerin doch nicht so nervig ist, wie man zuvor dachte…
Auch das gemeinsame Kochen bei mehrstündigen oder ganztägigen Waldausflügen gehört natürlich dazu.
Im Grundschulbereich sind Lernfelder mit Waldbezug ausgewählt worden. Dazu gehören neben Pflanzen und Tieren auch Nahrungsketten, Holzernte und Technik oder das Thema Klimawandel am praktischen Beispiel. Die Lernfelder erstrecken sich dabei über einen Zeitraum von 2-4 Wochen und finden fachübergreifend statt. Damit soll gewährleistet werden, dass der Aufenthalt im Wald bestmöglich zur anschließenden Vertiefung und Vernetzung der Inhalte genutzt wird und das Lernen zu einem dauerhaften Wissens- und Kompetenzzuwachs führt.
Weitere Partner im Schulwald sind die beiden Kitas in der Trägerschaft der Stephanus Stiftung, die Waldhofkita und die Kita Eulennest in Templin. Im Bereich der Waldarbeit spielen die Stephanus Werkstätten für behinderte Menschen in Templin eine wichtige Rolle. Die Aufarbeitung von Brennholz, Pflanzungen oder forstliche Pflegearbeiten werden dort geleistet. Auch der Hofladen des Waldhofes und die Fleischerei Herold aus Lychen, die Wildfleisch aus dem Schulwald verarbeiten und verkaufen, sind wichtige Partner.
Weitere Partner sind seit Beginn des Projektes die Templiner Oberschule mit dem Wahlpflichtbereich Naturwissenschaften und das Templiner Gymnasium, das zu ausgewählten Themen Facharbeiten vergeben hat, die uns bei unseren Entscheidungen sehr hilfreich waren. Zum Beispiel beim Umgang mit dem Biber.
Und was ist nun für die einzelnen Schüler/innen dabei rausgekommen?
„Manche hat die Arbeit im Wald für ihr Leben sehr beeinflusst. Ein paar Schüler haben eine Ausbildung zum Forstwirt oder Baumkletterer absolviert und arbeiten heute bei der Stadt Templin oder einem Unternehmen unserer Region. Auch manchmal im Schulwald. Einige haben einen Jagdschein erworben oder auch nach der Schule nochmal ein Praktikum bei uns gemacht.
Wir sind sehr stolz, wenn es uns gelingt, auch Schüler/innen mit geistiger Behinderung eine Perspektive aufzuzeigen. Durch die Vernetzung zwischen Schule, WfbM und Fleischerei ist das möglich.
Sehr viele Schüler/innen haben Freude gehabt. Mit offenen Augen und Ohren ihre Umwelt und Mitmenschen wahrgenommen. Gestaunt, hinterfragt und begriffen. Ermutigung mitgenommen für eine gute Entwicklung von Mensch und Natur durch die erfahrene Arbeit. Diese Neugier und Freude an den Erlebnissen in der Natur sind ausschlaggebend dafür, auch später selbst wieder hinauszugehen und selbst wieder neu zu erfahren. Oder sich einzusetzen für den Schutz der Umwelt und eine nachhaltige Lebensweise. Dieses gute Gefühl zu entwickeln ist wichtiger, als möglichst viel auswendig zu lernen.
Und wieder andere haben es durch die Schwierigkeiten und schlechten Voraussetzungen in ihrem Leben sehr schwer, sich zu öffnen und zu lernen. Hier konnten wir Entspannung oder Abwechslung für ein paar Stunden bieten.
Und das alles zusammen ist gleichermaßen bedeutend für uns.“
Joachim Lange, Schulförster
Klimaveränderungen im Schulwald Templin
Die jungen Forscher der Waldhofschule Templin sind Klimaveränderungen auf der Spur. Nicht nur die häufiger auftretenden Stürme und die überdurchschnittlich warmen Jahre der letzten Jahrzehnte sind ein Hinweis auf eine deutliche Veränderung des Klimas auch in unseren Breitengraden. Den letzten Stürmen im vergangenen Oktober sind viele Bäume in den Wäldern um Templin herum zum Opfer gefallen.
Der Befall von Borkenkäfern zwingt nun aktuell den Schulförster Hrn. Lange zu handeln und er nimmt die Schüler mit. Die Klasse 6a hat sich in den letzten vier Jahren intensiv mit den Verhältnissen des Waldes um Templin herum auseinandergesetzt. Der Schulwald der Waldhofschule Templin bietet den Schülern praktischen Anschauungsunterricht der eine andere Form des Lernens ermöglicht. Die Schüler sind an praktischen Aktionen der Bewirtschaftung maßgeblich beteiligt. Rene (12) aus der 6a hat mit seinen Klassenkameraden Gustav, Erik, Jo und Elias schon viele Unternehmungen im Waldprojekt gemacht: von der Wald-Pflege, dem Einmessen von Rückegassen, Kennzeichnung der Bäume und das Pflanzen neuer Bäume.
Nun müssen sich die jungen Denker mit einem neuen Problem auseinandersetzten: dem Borkenkäfer. In verschiedenen Flächen hat sich durch die trockenen Monate im letzten Sommer bis zum September der Borkenkäfer eingenistet. Viele Fichten sind schon befallen. Am letzten Freitag haben die Schüler nun einiges Hintergrundwissen dazu aufgearbeitet. Der besondere Borkenkäfer, den es hier betrifft, ist der „Buchdrucker“, der sich ausschließlich auf die Fichte eingelassen hat. Die Fichte ist als schneller Holzlieferant erst vor ca.120 Jahren in unserem Schulwald als Nutzholz angepflanzt worden. Natürliche Heimat der Fichte sind nördlichere oder bergige Regionen wo es mehr Feuchtigkeit gibt und das Klima kühler ist. Der Borkenkäfer ist auch dort ein „nützlicher“ Partner, da er angeschlagene Bäume befällt und bei der Auslese hilft ohne auch den Wald großflächig zu schädigen. Wenn die Fichte aber durch Trockenheit und Wärme geschwächt wird, greift der Borkenkäfer an und denkt, die Fichten müssen aussortiert werden. So hat sich nun durch Klimaerwärmung ein Stresszustand für die kälteliebenden Fichten entwickelt und der Borkenkäfer kann sich mächtig ausbreiten. Die Menge der Käfer greift dann auch gesunde Bäume an.
Rene konnte selbst die Käfer in Augenschein nehmen. Großflächig ist die Borke der Fichte befallen. Mit kleinen Gängen wandert der Borkenkäfer unter der Rinde entlang und bohrt in Abständen seine Löcher, um die Eier dort abzulegen. Mehr als fünfzig Eier pro Käfer können es werden. Die Fichte verliert nun all ihre Abwehrkräfte und die Rinde kann nicht mehr genug Wasser in die Krone transportieren.
Mit einer Spraydose hat die Klasse mehr als 120 Bäume gekennzeichnet, die schnellst möglichst vom Harvester aus dem Wald geholt werden müssen, bevor sich der Käfer noch weiter verbreitet. Zukünftig wird es immer schwieriger werden, die Fichte gesund zu erhalten und als Wirtschaftsholz in unserer Region zu nutzen, so Hr.Lange. „ Das Klima kann man nicht mehr zurückdrehen,“ sagt Rene. Ein Glück haben wir einen Mischwald. Andere Baumarten werden in den Lücken wachsen, die die Fichten hinterlassen. Buchen, Douglasien, Ahorne und Eichen stehen neben den Fichten und gedeihen prächtig. Für Rene und seine Mitschüler ist diese Art von Unterricht lehrreich und nachhaltig.
Fotoshooting im Schulwald am 21.09.2013 - Fantasie und Realität
Die Waldhofschule beteiligte sich mit einem Bild aus dem Totalreservat „Fauler Ort“ an dem Fotowettbewerb „Klick Dich in die Vielfalt 2013“ und gewann mit ihrem Beitrag den ersten Preis der Jury, welcher von zwei Profinaturfotografen vergeben wurde.
Bestandteil dieses Preises war ein Fotoausflug mit dem Naturfotograf Norbert Rosing.
Dieser Fotoausflug fand am 21.09.2015 im Schulwald statt.
Zwischen den Menschen und dem Wald hat es schon immer ganz vielfältige Verbindungen gegeben.
Der Wald hat Menschen inspiriert. In der Begegnung mit ihm sind Geschichten, Märchen und Mythen entstanden.
Wenn sich Menschen auf den Zauber des Waldes wirklich einlassen, entstehen Bilder in unseren Köpfen, die über das, was auf den ersten Blick wahrnehmbar ist, weit hinausgehen können. Kinder sind wahre Meister dieses Faches.
Die Vielfalt der Natur trifft dabei auf unsere ebenso reichhaltige Fantasie. Beide entspringen der unmittelbaren Lebendigkeit. Eine tolle Verbindung, bei der die Grenzen zwischen Realität und unserer Vorstellungskraft verschwimmen können.
Was ist echt und was wäre möglich? Es gibt so viele erstaunliche Dinge, die wir nur erahnen. Warum sollte nicht auch ein Teil unserer Fantasie irgendwo real werden können oder schon sein?
Um dieses Thema zu verdeutlichen und darzustellen, hatte unsere Schule eine tolle, professionelle Unterstützung von der Kostümschneiderin Ira Hausmann und den Maskenbildnerinnen Mica Frisch und Eleni Keppeler, die dafür sorgten, das dem Fotograf Norbert Rosing die Motive nicht ausgingen.
1.600 Fotos müssen nun gesichtet werden- die Qual der Wahl! Auf das Ergebnis dürfen wir gespannt sein!
Reges Interesse an der Waldführung
Etwa 30 Teilnehmer aus Beutel und Templin konnten Ortsbürgermeisterin Heidemarie Schmidt und Schulförster Joachim Lange trotz wechselhaften Wetters zum Waldbegang am Sonntagnachmittag begrüßen.
In einer rund 2,5 stündigen Wanderung informierten sich die interessierten Waldfreunde über die Bewirtschaftung des Schulwaldes. Anhand von Bildern aus den vergangenen Jahren und von der Arbeit mit den Schülern erläuterte Schulförster Lange den angestrebten Umbau reiner Kiefernbestände in stufige und ertragreiche Mischwälder.
In vielen Flächen konnten die Bemühungen um einen vielfältigen Nachwuchs in Augenschein genommen werden. Neben kleinen Kiefern aus natürlicher Verjüngung fanden sich vor allem Eichen, Roteichen, Buchen und Douglasien, welche künftig den Beuteler Wald bereichern werden. Auch einige Esskastanien, die als südeuropäische Baumart besonders gut mit Wärme und Trockenheit auskommt, sind gepflanzt worden und danken es mit raschem Wachstum. Durch die sorgfältige Pflanzung der Gärtnerei des Waldhofes und zahlreicher Schulklassen der Waldhof- und der Oberschule zeigte sich das zarte Grün des Nachwuchses in großer Zahl.
Am Beispiel eines Kiefern-Eichen-Mischbestandes diskutierten die Teilnehmer über den waldschonenden und wirtschaftlichen Technikeinsatz, der im Schulwald je nach Ausgangslage vom Harvester über gut ausgebildete Waldarbeiter bis hin zum Rückepferd reichen kann. Waldbesucher und Schulförster waren sich darin einig, dass eine schonende Waldbehandlung und die Beteiligung regionaler Forstunternehmen und Holzkunden wichtige Entscheidungsgrundlagen sind.
Bei allen heutigen Bemühungen ist es besonders erwähnenswert, nicht zu vergessen, dass die vorherigen Generationen es unter viel schwierigeren Lebensbedingungen geschafft haben, uns hohe Holzvorräte mit zum Teil sehr guten Qualitäten zu übergeben. Mit diesen Vorleistungen wurde die Voraussetzung für die heutige Arbeit geschaffen.
Durch das eigene Erleben anstrengender Waldarbeit erlernen die Kinder und Jugendlichen dieser Leistung mit Respekt zu begegnen und übernehmen ihrerseits Verantwortung für künftige Generationen.
Im Anschluss an die Wanderung luden die Beuteler Bürger in ihr Dorfgemeinschaftshaus ein, wo der Heimatverein eine große Auswahl selbstgebackener Kuchen und Kaffee vorbereitet hatte. Frau Schmidt dankte im Namen der Teilnehmer für die Durchführung der Wanderung und den regen Austausch. Schulförster Lange bedankte sich für die zahlreiche Teilnahme und das Interesse am Schulwald. Es wurde vereinbart, eine solche Wanderung zu wiederholen und im Austausch zu bleiben.
Waldprojekt der Waldhofschule als gutes Beispiel benannt
Der Naturschutzbund Deutschland und der Deutsche Städte- und Gemeindebund würdigen das Templiner Schulwaldprojekt der Waldhofschule als innovatives Beispiel der kommunalen Waldbewirtschaftung in Deutschland.
Das Ergebnis des gemeinsamen Diskussionsprozesses lässt sich in der von beiden Akteuren gestalteten Broschüre zum Thema „Zukunft gestalten im Kommunalwald“ nachlesen. Demnach erbringen die Wälder tagtäglich Leistungen, die für uns Menschen unverzichtbar sind. Gleichzeitig stehen sie in dem besonderen Spannungsfeld, allen Ansprüchen wie der Holznutzung, dem Naturschutz und der Erholung und Bildung gerecht zu werden. Nachhaltige Waldwirtschaft bedeutet heute, einen Interessenausgleich zwischen allen Anforderungen herzustellen.
In diesem Zusammenhang wird auch unser Schulwald als ein besonders zukunftsfähiges Projekt vorgestellt. Nachstehend lassen sich die beiden Seiten in der Broschüre "Zukunft gestalten im Kommunalwald" (Hrsg. NABU) herunterladen. Bitte auf die Abbildungen klicken.
Zeitbilder
Kinder, wie die Zeit vergeht!
4 Jahre liegen zwischen diesen beiden Aufnahmen. 2009 startete Anthea in der Waldhofkita und im Schulwald wurde dieser Kiefernwald durchforstet und mit Laubbäumen aus der Baumschule unterpflanzt. Seit 2013 besucht Anthea nun die Waldhofschule und der Kitastuhl wird langsam zu klein. Auch im Wald sind deutliche Veränderungen zu sehen: Die kleinen Roteichen sind ebenfalls "nicht sitzen geblieben" und suchen sich ihren Weg zum Licht. Wie wird es wohl sein, wenn Anthea in sechs Jahren die Grundschulzeit beendet? Der erste Rückblick gibt uns jetzt schon viel Zuversicht für die gemeinsame Zukunft von Mensch und Natur! Wir werden beide, Kind und Wald, nicht aus den Augen verlieren...
Fahrt nach Dänemark
Schüler finanzieren sich selbst eine Fahrt nach Dänemark
Vom 28.09. bis zum 02.10.2015 ging es für sechs Schüler und drei Lehrer auf große Fahrt nach Dänemark. Durch fleißige Arbeit im Schulwald legten sie zuvor den Grundstein für dieses Vorhaben.
Von Rostock ging es bei herrlichem Wetter mit der Fähre über die Ostsee nach Roskilde ins Wikingermuseum. Dort konnten sie sich vor Ort anschauen, wie mit originalgetreuem Werkzeug und alten Handwerksmethoden Wikingerschiffe nachgebaut werden. Abends konnte dann das schöne Ferienhaus bezogen werden.
Weitere Ziele waren u.a. das Kattegatcentrum, ein großes Aquarium, in Grenaa und eine Fahrt mit einer superschnellen Katamaranfähre dorthin. Die dort erworbenen Kenntnisse über Fische wurden am letzten Tag beim Angeln auf dem Öresund angewendet: viele Heringe und einige schöne Dorsche wurden gefangen und abends lecker gebraten!
Nun ist das Geld erstmal alle und ab dieser Woche heißt es wieder, motiviert an die Waldarbeit zu gehen!
Feuer machen ohne Streichholz oder Feuerzeug
Uraltes Menschenhandwerk ausprobiert
Am vergangenen Sonnabend versuchten sich sechs Grundschüler aus den sechsten Klassen und zwei Lehrer in der alten Kunst, Feuer mit dem Feuerbohrer zu machen. Angeleitet wurden sie dabei von Elke Eisermann, einer Wildnispädagogin, und ihrem 10-jährigen Sohn Baldur, die durch einen neunmonatigen Wildnisaufenthalt in den USA aus reichhaltigen Erfahrungen schöpfen konnten.
Bevor das Feuer wirklich brannte, musste fast fünf Stunden (!) gearbeitet werden. Neben der Suche geeigneten Holzes, dem Herstellen von Bogen, Feuerbrett und Spindel mit Beil und Messern musste auch dem Zundernest zum Auffangen der Glut besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die lange Arbeitszeit wurde verkürzt durch herrliches Wetter, die rufenden Kraniche und einige Schokoküsse, die –nicht ganz stilecht- von Zeit zu Zeit gereicht wurden.
Am Ende bleibt ein großer Respekt für die Fähigkeit unserer Vorfahren, der Natur auf diese Weise vor etwa 12.000 Jahren das Feuer abgetrotzt zu haben und damit zuvor ungeahnte Möglichkeiten bei der Besiedlung kalter Gebiete und der Nahrungszubereitung zu erschließen und über alle anderen Geschöpfe der Natur herrschen zu können. Und natürlich der Respekt vor unseren Sechtklässlern- ihrer Geduld und ihrem Interesse an dieser Technik.
Streit im Schulwald durch Kompromiss gelöst
Waldhofschüler organisieren den Einschlag von Buchenholz
Wer hat eigentlich Recht, wenn sich Naturschutz und Forstwirtschaft um den Erhalt alter Buchenwälder streiten? Sollten alte Buchenwälder nicht mehr genutzt werden, um sich zu Urwäldern von morgen zu entwickeln? Schließlich sind wirklich alte Tieflandsbuchenwälder sehr selten geworden und in der Uckermark befindet sich die größte zusammenhängende Fläche dieser Wälder weltweit.
Gemessen an seiner natürlichen Verbreitung ist dieser Buchenwaldrest mit nur 2.000 ha damit weitaus seltener als die allermeisten tropischen Regenwälder. Und mit ihm viele Tier- und Pflanzenarten, die auf alte und tote Bäume angewiesen sind.
Oder sollten wirtschaftliche Erwägungen Vorrang haben? Holz kann in diesen Wäldern genutzt werden als ein nachwachsender, umweltfreundlicher Rohstoff. Arbeitsplätze und Einkommen in unserer Region sind eng mit dem Wald und seiner Nutzung verbunden. Mit dem erwirtschafteten Geld könnte die Stadt Templin Vorhaben finanzieren, die allen dienen. Zum Beispiel Kitas und Schulen oder das Kino...
Auch das Schulwaldprojekt der Waldhofschule muss sich selbst finanzieren; die Busfahrten in den Wald müssen bezahlt werden. Und als Kur- und Bäderstadt muss im Templiner Stadt- und Schulwald selbstredend darauf geachtet werden, dass der Wald für Besucher attraktiv bleibt.
Mit dieser Frage beschäftigten sich die fünften und sechsten Klassen der Waldhofschule. Kompromissvorschläge wurden durchdacht. Und es war gar nicht so einfach, eine Lösung zu finden, die allen gerecht wird. "Wir könnten eine Hälfte nutzen und die andere stehen lassen.", so einer der Vorschläge. "Sieht aber nicht gut aus, wenn wir die ganze andere Hälfte absägen" konterten Mitschüler. Nach einer halben Stunde war es dann soweit: "Der beste Kompromiss wäre, wenn wir die Bäume stehen lassen, die für den Naturschutz wichtig sind, weil sie Höhlen haben oder schon Pilze an ihnen wachsen. Das sind auch die Bäume, die im Sägewerk nicht gerne gesehen werden und nur wenig Geld bringen. Und von den übrigen Bäumen nehmen wir die, die man zur Zeit auf dem Holzmarkt am Besten verkaufen kann. Die anderen lassen wir erstmal weiterwachsen. Dann sieht es auch noch gut aus und wir können immer mal wieder kommen und Holz schlagen, wenn wir wollen."
Gesagt, getan. Drei Gruppen arbeiteten zugleich an der Umsetzung des Konzeptes im Wald. Die Arbeitsgruppe Technologie schnitt die Fahrwege für den Trecker frei, damit das Holz vom Fällort zum Weg gebracht werden kann. Eine anstrengende Arbeit, bei der Sägen und Scheren zum Einsatz kamen. Forstunternehmer Jens Richter unterstützte sogar einmal vor Ort und hatte seinen Seilschlepper gleich mitgebracht, um zu sehen, ob es passt. Um nicht zu viele Fahrwege anlegen zu müssen, wird zum Rücken in diesem Wald auch das Pferd der Waldhofgärtnerei eingesetzt, das das Holz an die Schneisen heranziehen wird.
Eine weitere Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit der Auswahl und Kennzeichnung der Biotopbäume. Unterstützt wurde sie dabei vom Fledermausexperten Günther Heise und von Forstdienstleister Peter Specht. Viel Wissenswertes konnte dabei vermittelt werden. Woran erkennt man die Höhlen der Wasserfledermäuse oder welcher Specht legt eigentlich die meisten Höhlen an? Welche Pilze sind selten und wer zersetzt totes Holz, bis es wieder zu Erde geworden ist?
Die Gruppe Holzernte suchte derweil die Bäume heraus, die in diesem Herbst gefällt werden sollen. Die Preise für gerade und dicke Bäume sind zur Zeit zu schlecht, um sie zu verkaufen. Sie verbleiben im Vorratslager Wald und warten auf bessere Zeiten. Die Waldhofschüler waren deshalb sehr geizig bei der Auswahl guten Holzes. Qualitativ schlechtes Holz wie krumme oder sehr ästige Bäume erzielen hingegen Preise, die eine Fällung rechtfertigen.
Aber auch das Umfeld des einzelnen Baumes musste beachtet werden. Stehen schon kleine Bäume in der Nähe, die auf Licht warten? Werden die Löcher im Kronendach nicht zu groß und bieten wir dem Sturm keine Angriffsmöglichkeiten? Oder sind seltenere Baumarten wie Eichen oder Hainbuchen zu fördern? Kann der Baum überhaupt fallen, ohne andere Bäume zu beschädigen?
Günstig ist der Umstand, dass die Buchen in diesem Jahr Früchte tragen und man deshalb mit kostenlosem Nachwuchs rechnen darf. Insgesamt bereiteten die Waldhofschüler in ihrem Wald auf diese Art und Weise etwa 12 ha Buchenwald auf den Einschlag vor. Etwa 700 fm Holz werden dort anfallen, 120 Biotopbäume müssen gekennzeichnet werden (Ein paar fehlen noch!). Sechs zugewachsene Schneisen wurden aufgeschlagen.
Im Anschluss an diese Arbeiten wurden etliche Fischburger, Nudeln und Wildbratwürste im Wald vertilgt und verbrauchte Kräfte erneuert. Der Anschaulichkeit halber konnte Jäger Ronny Hadaschick noch ein frisch erlegtes Reh mitbringen. Und neben der Erkenntnis, dass ein guter Kompromiss ein schwieriges Problem lösen kann gab es noch ein weiteres Ergebnis: Die Klasse 6a der Waldhofschule hat es nicht geschafft, im Tauziehen gegen die 16 Tonnen Doppeltrommelseilwinde von Herrn Richters Seilschlepper zu gewinnen. Was wirklich keine Schande ist.